»Die einzigen tatsächlichen typographischen Fehler sind Gleichgültigkeit und Unkenntnis.«
Friedrich Forssman &
Ralf de Jong, 2008
Wie sind die Regeln/Prinzipien der Typografie entstanden und wie werden sie derzeit von Grafikdesignern interpretiert? Die Zusammenstellung einer großen Anzahl unterschiedlicher und zu verschiedenen Zeiten der Geschichte entstandener Gedanken, Stellungnahmen, Thesen, Regeln, Verbote und Anregungen zur Typografie fördert die Entwicklung einer kritischen Betrachtung ihrer Bedeutung. Die Sammlung unterschiedlicher Arbeiten im Bereich Grafikdesign und deren Katalogisierung nach diesen Prinzipien verdeutlicht die Rolle der Typografie in der heutigen Produktion; gleichzeitig erweitert sich die Wahrnehmung von Interpretationsmöglichkeiten. »Gut zum Druck« ermöglicht eine Analyse des zeitgenössischen Grafikdesigns aus dem Blickwinkel typografischer Prinzipien und versucht dabei darzustellen, wie wichtig diese Prinzipien bis heute als Grundlagenwissen sind und wie sie neue Wege aufzeigen, persönliche Interpretationen und Standpunkte hinsichtlich der Typografie zu entwickeln.
In den frühen Tagen des Buchdrucks, wurden bewegliche Lettern händisch von einem Schriftsetzer zusammengestellt. Bleilettern wurden zu Wörtern zusammengefügt, anschließend zu Textzeilen, diese Zeilen wurden mit Hilfe eines Winkelhakens als Satzspalten abgesetzt. Leerräume zwischen Wörtern und Zeilen wurden mit Blindmaterial, sogenannten Spatien und Regletten gefüllt. Alle Lettern mussten exakt ausgerichtet sein und die gleiche Höhe haben um eine ebenmäßige Oberfläche zu erhalten. Die fertig gesetzten Teile der Seite wurden mit einer sogenannten Kolumnenschnur zusammengebunden und später an der Druckform fixiert. Nachdem all diese Schritte abgeschlossen waren, konnte die Seite gedruckt werden. Eine einzige Seite! Waren alle Seiten abgesetzt, war das Buch fertig gesetzt. Der erste Druck eines Buches wurde vom Lektor mit dem Manuskript verglichen, der es Zeile für Zeile nach Satz- sowie orthografischen Fehlern untersuchte und die Seitenreihenfolge kontrollierte. Jede Seite wurde genauestens auf überprüft, um sicher zu stellen, dass keiner der Buchstaben beschädigt oder fehlplatziert war. Eine interne Korrektur wurde ausgeführt, um die folgenden Arbeitsschritte zu verbessern. Hiernach wurden zwei Kopien des Buches zusammen mit dem Manuskript an den Auftraggeber versandt. Weitere Korrekturen konnten vorgenommen werden, bis alles übereinstimmend abgesetzt war. Schlussendlich, wenn alle Korrekturen erledigt worden waren, zeichnete der Auftraggeber die Arbeit mit dem Stempel »Gut zum Druck« – lateinisch Imprimatur – und seiner Unterschrift aus. Das Buch konnte nun gedruckt werden.*
Heutzutage läuft dieser Prozess vollkommen anders ab. Eine große Veränderung ist, dass nun ein erheblicher Teil der Arbeit in den Händen der Designer liegt. Noch immer ist es ein langer Prozess und es erfordert Anstrengung, alles entsprechend zu setzen. Es ist schwierig und ermüdend. Jede der Arbeiten in der vorliegenden Sammlung wurde einst abgezeichnet und verdienterweise mit dem Qualitätszeichen »Gut zum Druck« versehen.
* Der Prozess, welcher zu der Auszeichnung »Gut zum Druck« führt, wird von Jan Tschichold in seinem Buch »Erfreuliche Drucksachen durch gute Typografie« erläutert, welches mich zum Namen dieses Projektes inspirierte.