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Der Satz auf Mittelachse ist für längere Lesetexte kaum geeignet.

Der Satz auf Mittelachse ist für längere Lesetexte kaum geeignet. Doch bei den Ausgangsseiten wurden die trichterförmig such verjüngenden ›Spitzkolumnen‹ so häufig benutzt, daß man sie nicht übergehen kann. Heute ist ein solche Spitzkolumne nur noch als typographisches Zitat denkbar.

Hans Peter Willberg, 1997.

Quelle: Lesetypografie. 5. Auflage. Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2010. S. 89.




Sind alle Zeilen und Satzgruppen ›auf Mitte‹ ausgeschlossen, so spricht man von Mittelachsen oder symmetrischer Typographie.

Sind alle Zeilen und Satzgruppen ›auf Mitte‹ ausgeschlossen, so spricht man von Mittelachsen oder symmetrischer Typographie. Entscheidend für die Gesamtform ist der Zeilenfall innerhalb der einzeinen Zeilengruppen und deren Verbindung untereinander.

Josef Käufer, 1956.

Quelle: Das Setzerlehrbuch. Die Grundlagen des Schriftsatzes und seiner Gestaltung. 3. Auflage. Stuttgart: Otto Blersch, 1965. S. 285.




[…] Daher sind Grenzen, wie die Forderung nach ›Einheit‹ der Schrift, zulässige und ›verbotene‹ Schriftmischungen, nicht gezogen.

Eine Befreiung von historischen Handschellen bringt völlige Freiheit in der Wahl der Mittel. Zur Erreichung einer typografischen Gestaltung können z. B. alle historischen und nichthistorischen Schriften, alle Arten der Flächengliederung, alle Zeilenrichtungen angewandt werden. Ziel ist allein die Gestaltung: Zweckmäßigkeit und schöpferische Ordnung der optischen Elemente. Daher sind Grenzen, wie die Forderung nach ›Einheit‹ der Schrift, zulässige und ›verbotene‹ Schriftmischungen, nicht gezogen.

Jan Tschichold, 1930.

Quelle: Eine Stunde Druckgestaltung. Grundbegriffe der Neuen Typografie in Bildbeispielen für Setzer, Werbefachleute, Drucksachenverbraucher und Bibliofilen. Stuttgart: Akademischer Verlag Dr. Fritz Wedekind & Co., 1930. S. 7.




Die Frage bei der Wahl der Satzart heißt nicht: was gefällt mir?, sondern: welche Form ist für diesen Text richtig?

Hans Peter Willberg, 1997.

Quelle: Lesetypografie. 5. Auflage. Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2010. S. 89.




Eine Überschrift benötigt immer etwas Raum um sich.

Eine Überschrift benötigt immer etwas Raum um sich. Man muß sich entscheiden, ob wan ihr den Raum von 2, 3 oder mehr Zeilen zubilligen will. Innerhalbdieses Raumes steht die Überschrift so, daß sie deutlich dem beginnenden Absatz zugehörig ist, aber nicht an ihm klebt.

Josef Käufer, 1956.

Quelle: Das Setzerlehrbuch. Die Grundlagen des Schriftsatzes und seiner Gestaltung. 3. Auflage. Stuttgart: Otto Blersch, 1965. S. 192.




Schriftmischungen, die nur der Fachmann erkennt, sind sinnlos.

Hans Peter Willberg, 1997.

Quelle: Lesetypografie. 5. Auflage. Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2010. S. 138.




Bei Schriftmischungen muß man auf einen wirksamen, doch passenden Kontrast bedacht sein und die fremde Schrift so selten wie möglich, in kleineren Arbeiten möglichst nur in einer Zeile, einbringen.

Jan Tschichold, 1960.

Quelle: Erfreuliche Drucksachen durch gute Typographie. Eine Fibel für jedermann. Ravensburg: Otto Maier, 1960. 3. Aufl. Augsburg: MaroVerlag, 1996. S. 77.




wer die mittelachse sucht, will in der regel macht demonstrieren.

macht hat eigene ästhetische gesetze. sie basieren auf der mittelachse. so ist auch der umkehrschluß naheliegend: wer die mittelachse sucht, will in der regel macht demonstrieren, sei es die macht von herrschem oder institutionen, sei es die macht des kaisers, des führers oder der kirche, der wirtschaft und der finanzen.

Otl Aicher, 1988.

Quelle: Typographie. 3. Aufl. Lüdenscheid: Ernst & Son, 1995. S. 140.




Alle Typen außer der Groteskschrift […] könnten eingeschmolzen werden.

Alle Typen außer der Groteskschrift, die dafür auch in der kleinsten Druckerei in allen Weite-, allen Fettegraden zur Verfügung stehen müßte, könnten eingeschmolzen werden. Die Groteskschrift ist unverschnörkelt einfach, klar, deutlich, bestens lesbar. Eine Schrift für Alle! Welche Einfachheit, welche Möglichkeiten der Ersparnis! Heute haben Druckereien tausende von Kilogramm an Schriftenmaterial und trotzdem nicht auch nur von einer Typenart die Gesamtfamilie. Einheitliches Schriftenmaterial ist die Grundlage der Entwicklung der typographischen Gestaltung.

Max Burchartz, 1926.

Quelle: Thesen zur Typografie. Aussagen zur Typografie im 20. Jahrhundert. Eschborn: Linotype GmbH, 1986. S. 23.




Den heutigen Forderungen am meisten entsprechend ist die Groteskschrift.

Den heutigen Forderungen am meisten entsprechend ist die Groteskschrift.

Herbert Bayer, 1926.

Quelle: Versuch einer neuen Schrift. In: Offset, Buch und Werbekunst. Das Blatt für Drucker, Werbefachleute und Verleger (“Bauhaus-Heft”; Leipzig), Nr. 7, 1926. S. 400.




Diese Groteskschriften sind die ›Natur‹, zu der wir zurückkehren müssen; sie bedeuten uns dasselbe, was dem modernen Architekten die Ingenieurbauten sind.

Eine Schrift, die diesem Zeitgefühl entspricht, müßte also exakt, präzis und unpersönlich sein. Sie müßte sich sinnvoll und ohne Umschweife als das darstellen, was sie ist. Ist sie Drucktype, so darf sie keine Schreibschrift nachahmen wollen. Unsere Druckschrift ist der maschinelle Abdruck maschinell hergestellter Metallettern, die mehr Lesezeichen sind als Schrift. Unsere Drucktype ist keine Ausdrucksbewegung, wie es die Handschrift ist; alle von links nach rechts drängende Dynamik, alles Breiter- und Schmalerwerden, das erst durch die geschnittene Rohr-oder Kielfeder in die Schrift hineingenommen ist, hat bei der Drucktype keinen Sinn. Wir müssen endlich einmal die Konsequenzen aus der Erfindung des Letterngusses ziehen. Diesen Forderungen unseres heutigen Formgefühles entspricht am ehensten das Bild der Groteskschriften, also der jüngsten Schrift der organischen, vom Künstler nicht gestörten Schriftentwicklung. Diese Groteskschriften sind die ›Natur‹, zu der wir zurückkehren müssen; sie bedeuten uns dasselbe, was dem modernen Architekten die Ingenieurbauten sind. Gelingt es uns, diesen Stoff zu bewältigen, dieser ›Natur‹ als Künstler Herr zu werden, so werden wir die Schrift unserer Zeit gefunden haben.

Paul Renner, 1927.

Quelle: Die Schrift unserer Zeit. In: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit (Berlin), 2. Jg., 1927, Nr. 2. S. 110.




Marginalien sind aktiver als Fußnoten; man kann und soll sie nicht überlesen. Aber auch Fußnoten können marginal angeordnet werden.

Hans Peter Willberg, 1997.

Quelle: Lesetypografie. 5. Auflage. Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2010. S. 162.




Überschriftzeilen werden nicht mit Blocksatz auf volle Satzbreite ausgetrieben.

Hans Peter Willberg, 1997.

Quelle: Lesetypografie. 5. Auflage. Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2010. S. 175.




Es erwies sich als schwierig, positive Beispiele heutiger Typografie zu finden, bei der drei oder mehr Schriften gemischt sind.

Es erwies sich als schwierig, positive Beispiele heutiger Typografie zu finden, bei der drei oder mehr Schriften gemischt sind. Offensichtlich haben die guten Lehren der Lehrer mehrerer Generationen, die uns zu typografischer Bescheidenheit ermahnt haben, gefruchtet.

Hans Peter Willberg, 2001.

Quelle: Wegweiser Schrift. 1. Auflage. Mainz: Hermann Schmidt Verlag, 2001. S. 91.




Nicht verschiedene Schriftfamilien miteinander kombinieren.

Josef Müller-Brockmann, 1961.

Quelle: Gestaltungsprobleme des Grafikers. Gestalterische und erzieherische Probleme in der Werbegrafik - die Ausbildung des Grafikers. Teufen: Niggli, 1961. S. 13.




Überschriften müssen sinngerecht gebrochen werden.

Hans Peter Willberg, 1997.

Quelle: Lesetypografie. 5. Auflage. Mainz: Verlag Hermann Schmidt, 2010. S. 175.




Typografischer Wert ist jedes Teilchen des Materials, also: Buchstabe, Wort, Textteil, Zahl, Satzzeichen, Linie, Signet, Abbildung, Zwischenraum, Gesamtraum.

Auch die textlich negativen Teile, die nichtbedruckten Stellen des bedruckten Papiers, sind typografisch positive Werte. Typografischer Wert ist jedes Teilchen des Materials, also: Buchstabe, Wort, Textteil, Zahl, Satzzeichen, Linie, Signet, Abbildung, Zwischenraum, Gesamtraum.

Kurt Schwitters, 1924.

Quelle: Thesen zur Typografie. Aussagen zur Typografie im 20. Jahrhundert. Eschborn: Linotype GmbH, 1986. S. 18.




Im Flattersatz wird selten getrennt, und es werden ›schöne‹ Trennungen gesucht.

Friedrich Forssman, 2002.

Quelle: Detailtypografie. Nachschlagewerk für alle Fragen zu Schrift und Satz. 4. Auflage. Mainz: Verlag Hermann Schmidt Mainz, 2008. S. 152.